Künstlergespräch und Konzert: Markus Hoffmann in Konversation mit Elshan Ghasimi

Liebe Freundinnen und Freunde aller Geschlechter,

es freut mich Sie und Euch am 31. März, ab 19 Uhr zu dem Konzert und Künstlergespräch zwischen dem Bildhauer Markus Hoffmann und der Komponistin und Virtuosin Elshan Ghasimi einzuladen.

Ort und Anlass der Zusammenkunft ist die sehenswerte Ausstellung Solstice and Clock: Humanity's exit from self-incurred immaturity von Markus Hoffmann, kuratiert von Annalena Amthor in der HOTO-Galerie in Berlin Kreuzberg. Hoffmann hat – voller Intuition und mit Sinn für die Überbrückung kultureller Distanzen – Ghasimi eingeladen seinen 2017 in der nuklearen Sperrzone von Tschernobyl gedrehten Film Elephant Forest in der Sprache der klassischen persischen Musik zu interpretieren.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Julian Malte Hatem Schindele

 


KURZINFORMATIONEN

Datum: 31.März
Einlass: 19:00 Uhr /  Begin: 20:00
Ticketpreis: 12 Euro (nur Abendkasse)
Ort: HOTO Gallery, Bergmannstr 109, 10961 Berlin

 

WEBSITE MARKUS HOFFMANN
WEBSITE ELSHAN GHASIMI
WEBSITE HOTO

Photo credit: Milos Djuric

Film still Elephant Forest, 2017

Elephant Forest
2017
4k 2-Kanal Film
116min
Kinematografie Cornelius Diemer, Ton Julius Holtz

Der 2-Kanal-Film Elephant Forest, der in der nuklearen Sperrzone von Tschernobyl gedreht wurde, bringt  die Fragen nach dem Ausgang des Menschen aus seiner selbst auferlegten Unmündigkeit ins Bewusstsein. Gedreht im Jahr 2017, heute, angesichts des Krieges, den die Russische Föderation auf dem Territorium der Ukraine entfesselt hat, zeigt der Film seismische Sensibilität und wiederkehrende Aktualität als eine grundlegende Qualität von Markus Hoffmanns Kunstwerken.

Zu Beginn des Films reibt der Künstler zwei Kokosnussschalen aneinander, wobei er scheinbar die Flammen und Funken einfängt oder zu kontrollieren versucht, wie ein Zauberer, der ein Omen anzeigt oder die Kontrolle über das verliert, was der Betrachter gleich sehen wird. Indem er den Betrachter direkt anschaut, projiziert er darüber hinaus deren Implikation.

Die Kamera führt uns einen scheinbar unendlichen Korridor hinunter, wie ein Tor zu dem noch unbekannten Omen. Der Korridor ist fast menschenleer, nur das plötzliche Auftauchen abstrakter Geräusche und einiger Männer in Laborkitteln deutet auf ein unheimliches Zeichen hin; dieser Korridor im Inneren des Kernkraftwerks ist der "goldene Korridor", den Hunderte von Menschen bei der Nuklearkatastrophe von 1986 zur Flucht nutzten.

Im Laufe des Films nähert sich der Künstler dem Ort in einer Reihe von performativen Handlungen, wie dem spielerischen Ritual, bei dem Hoffmann in der Mitte eines Kreises kniet und drei Kokosnüsse verschiebt, um am Ende ein Fossil freizulegen, womit er thematisiert, dass die Fossilien der Zukunft die radioaktiven Substanzen sind, die wir produzieren. Der Kreis findet sich auch in der Abwandlung der japanischen Flagge wieder, die die Sonne symbolisiert. Nach der astrophysikalischen Definition ist die Sonne selbst ein Kernreaktor und kann daher als ihr Symbol gelesen werden. Im Film lässt die menschliche Hand die Fahne zu Boden fallen wie die Sonne zur Erde, eine Analogie zur Tschernobyl-Katastrophe; was passiert, wenn uns diese Kernkraft aus den Händen gleitet.

Andere Sequenzen zeigen das stillgelegte Kraftwerk selbst sowie die scheinbar friedliche Landschaft, in der nur bestimmte gesetzte Objekte wie weiße Kokosnüsse darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt. Die Kokosnuss - ein wiederkehrendes Objekt in Hoffmanns Praxis - hat durch die Strahlung, die sie nicht essbar machte, ihre Funktion verloren und ist zu einer Art wissenschaftlichem Bio-Indikator geworden. Die Kokosnuss mit ihren 3 Zeichen kann darüber hinaus als Darstellung der hinduistischen Dreifaltigkeit von Brahma (dem Schöpfer), Vishnu (dem Beschützer) und Mahesh (dem Zerstörer) gelesen werden. Dieses Dreieck steht symbolisch für die notwendige geschaffene Energie, aber auch für die katastrophalen Auswirkungen, die die Katastrophe im Kernkraftwerk von Tschernobyl mit sich brachte.

Im Wechsel zwischen Farb- und Schwarz-Weiß-Szenen, Ton und Stille ergründet der Film nicht nur den Ort, sondern auch die Zeit selbst. Das Werk wechselt zwischen Film und Videoskulptur und zeigt, wie wichtig es ist, wann etwas was ist, und nicht nur, was etwas ist.

Photo credit: Milos Djuric

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