All is history
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Mυθοποίηση - Mythopoesis
Tempel auf Zeit

I

Dieser Ort trägt den Namen Thesaurós und ist – mit all seinen zukünftigen Festivitäten und Ausstellungen – der Poesie und der Erinnerung gewidmet. Die Werke, Persönlichkeiten und Kosmen der Künstlergruppe Thesaurós, gleichnamig zu diesem physischen Ort, bilden zusammen mit dem erzählerischen Interesse des Kunsthistorikers JMH Schindele seinen Ausgangspunkt.

Die erste Ausstellung Tempel auf Zeit stellt den griechischen Begriff der Mυθοποίηση – Mythopoesis – in ihr konzeptuelles Zentrum. Der Begriff umschreibt das freie Erzählen des Mythos als künstlerische Form, Weltsicht und ethische Kraft.

Mythos verstanden als Spiegel menschlicher Existenz, als Form der Erinnerung, als besonders dicke, verdichtete Stelle des Kanons, als Aufgabe und als artistisches Spiel. Kein Mystizismus, sondern eine lebendige und hoch attraktive Form menschlichen In-der-Welt-Seins. Inspiration und Leitfaden menschlicher Freiheit und Selbst-Verortung.

Hilarion Manero - Odyssos

II

Die Suche nach Horizontverschmelzung

Tempel auf Zeit ist der Beginn einer auf etwa zehn Episoden angelegten Serie von Kunstausstellungen, die durch essayistische, poetisierende und kommentierende Mittel ergänzt werden.

Anliegen dieses Tempels ist die Betrachtung des Wechselspiels von Mythos und Poesie. Als lebensprägende Kraft und Grundriss menschlicher Existenz steht es im Mittelpunkt eines organischen Programms aus Gesprächen und Geburtstagsfeiern und tritt uns in zehn Kunstwerken entgegen.

 

Diese stammen von:

El Arbi Bouqdib ARCHIVE, bearbeitet und romantisiert von Elshan Ghasimi, Michal Martychowiec und JMH Schindele.

GABRIEL, in Zusammenarbeit mit Stefan Hähnel, Laura Fociños Mantecón und JMH Schindele.

Elshan Ghasimi mit Friedrich Andreoni.

Hilarion Manero.

Michal Martychowiec.

 

III

Die Kunstwerke, eng miteinander verwobenen und sich umkreisend, sind Bruch- oder Teilstücke gegenwärtiger Mythologien. Nussschalen der Überlieferung. Sich gegenseitig beleuchtend und verschleiernd, sind sie Ausdruck und Sprache der Kosmen ihrer MacherInnen wie auch Fortsetzungen des zeitlosen Gesprächs des Kanons.

Geschichts- und geschichtengesättigt, allesamt Teile des unendlichen Themas Erinnerung (Gadamer). Der von glänzender Lebendigkeit durchwallte Odyssos Hilarion Maneros ist es genauso wie die Karte Europas und des fruchtbaren Halbmonds. Auf ihr sehen wir die Spur des langsam sichtbar werdenden Werks des wandernden Eremiten Edwin William Moes und seiner Gestalt GABRIEL.

GABRIEL - Der Soldat der keinen Krieg führen wollte
GABRIEL - 15.9.2015-7.8.2019

In einer Vitrine ein Objekt aus dem Nachlass des marokkanisch-arabischen Mathematikers, Programmierers und Mystikers El Arbi Bouqdib († 2016). Rosicrucian Ephemeris 1900-2000, ein Buch, die Sternkonstellationen des vergangenen Jahrhunderts, aufgeschlagen am vermeintlichen Geburtsmonat Bouqdibs: April 1947.

Die Komponistin und Tar-Virtuosin Elshan Ghasimi hat es 2018 musikalisch bearbeitet. Aber was ist es, welcher Sphäre gehört es an? Ein Kenotaph? Ein Porträt? Ein archivarisches Dokument? Ein Souvenir, ein Relikt, eine Reliquie oder gar ein Readymade? Fest steht, wir haben es mit einer Entität ungeklärten Status zu tun, die noch zu befragen ist.

Pan auf einem Gemälde Hilarion Maneros zeigt sich mit Apolls Laute. Lässt er Musen zu Dryaden werden?

Wir lesen Martychowiecs triumphales all is history, sehen die Hand des Künstlers sich uns aus dem Nichts entgegenstrecken und hören ihn mit Hölderlin sprechen: What remains the poets provide. Auf dem Boden ein elftes Paar Schuhe und die Spuren des wohl ersten Konzerts für Subwoofer und Tar.

El Arbi Bouqdib Archive - 1-4 Rosicrucian Ephemeris 1900–2000

MOTTO

„Angefügt, nahtlos, ans Heute
die Tage gestern,
die Tage morgen.

Jahre, Jahrhunderte hin, jeden Nu
das Noch-am-Leben-Sein als Überraschung,
das Immer-und-immer-Dahin des Lebens,
Geschenke, so unverhofft wie Pein,
im unaufhörlichen Wirbel
all des vergeblichen Wechsels.

So, durch unser Geschick,
meine Reise und Weiterreise,
im Handumdrehen
grab ich die Zeit aus, erfind sie
vom Grund bis zum Scheitel,
ein Flüchtling, den anderen gleich,
die waren, die sind, die sein werden.“

Gedicht von Giuseppe Ungaretti aus dem Band Il taccuino del veccio, 1960;
nachgedichtet von Paul Celan und 1968 unter dem Titel Das Merkbuch der Alten publiziert.

Hilarion Manero - Pan
Michal Martychowiec - All is history
Michal Martychowiec - All is history
GABRIEL – Als die Stille einbrach

Materialien und Texte zur Ausstellung

Wiebrecht Ries hat für diese Ausstellung den Text Die Realität des Mythos in der Kunst verfasst. Eine konzise Einführung in das Sujet und in die Auseinandersetzung mit 'dem Mythos' in Kunst und Philosophie im 20. Jahrhundert.

Die Realität des Mythos in der Kunst

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Hier finden Sie den Raumplan der Ausstellung

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Fotos © Stefan Hähnel