Künstlerinnen: Sergey Bratkov, Elshan Ghasimi, Ben Greber, Markus Hoffmann, Michal Martychowiec, Patrick Panetta, Max Schaffer, Stark & Shakupa
Kuratorinnen: Eleonora Frolov und JMH Schindele
Willkommen in der Ausstellung Neue Erinnerungen (El Arbi Bouqdib Archive), dem sechsten Teil des Ausstellungzyklus MYTHOPOESIS, der sich unterschiedlichen Spielarten und künstlerischen Positionen zeitgenössischen ‚Mythen-Schaffens‘ widmet.
Ein Multiautorinnenprojekt, darunter zwei Filmemacher, eine klassische persische Komponistin, ein Bildhauer, ein systematischer Neuromantiker und Konzeptkünstler wurden eingeladen, sich mit dem materiellen und immaterielleren Nachlass des marokkanisch-berberischen Mathematikers, Poeten, Cyberpunks, Numerologen und Koranforschers El Arbi Bouqdib (*1947 – †2016) auseinanderzusetzten und neue Werke zu schaffen.
El Arbi oder, wie ihn die meisten kannten, Elie Bouqdib war eine facettenreiche Persönlich-keit und verkörpert eine faszinierende Figur des Outsider-Forschers und Eremiten. Geboren in Marokko, verstarb er 2016 in Bremen. Sein Leben und Werk erstrecken sich über mehrere Kontinente und vereinen scheinbar polare Gegensätze wie Rationalität und Glaube, Physik und Metaphysik, Mathematik und Magie. 2017, vor sieben Jahren, wurde das El Arbi Bouqdib Archive (EBA) ins Leben gerufen, dessen physischer Bestand sich in Bremen befindet. Die Idee, Bouqdibs Nachlass in ein konzeptuelles Archiv zu überführen, ihn zu bewahren und diesen für einen kollektiven Prozess diverser Disziplinen und medialer Formen zu öffnen, geht auf JMH Schindele zurück. Zusammen mit Bouqdibs Sohn Joseph Bouqdib verwaltet er das Archiv.
Ein theoretisches Grundinteresse der Ausstellung sowie des EBAs im Allgemeinen ist es – neben den tatsächlichen mythopoetischen Prozessen und Akten
experimenteller, poetisierender Biographik –, eine Möglichkeit der Beobachtung zweiter Ordnung einzuführen. Durch die Vergleichbarkeit und Differenz unterschiedlicher künstlerischer und medialer Formen und Methoden wird eine – sich stetig verdichtende – (modernistische) Selbstreflexion ‚über die Bedingung der Möglichkeiten‘ von Erinnerungsarbeit überhaupt hergestellt. Dabei ist der Fakt, dass Bouqdib Zeit seines Lebens im Verborgenen arbeitete, wesentlich. So ist jedes neue Kunstwerk, jedes Lied und jede Zeile, dieser Text selbst eine ‚Neue Erinnerung‘ an einen unbekannten Hermetiker und subjektiv-poetische (Re-)Konstruktion seines Kosmos.
Passend zu Bouqdibs Leben, der viel Zeit in Laboren verbrachte, ist auch diese Ausstellung – in einem Künstleratelier situiert – eine Laborsituation mit expeditivem Charakter. Vierzehn Werk, die meisten in den letzten Monaten entstanden bzw. beendet, weben ein dichtes doch fragmentarisches Netz: Sterne tauchen als plötzliches Leitmotiv auf. Geometrische Körper und eine kosmische Dimension, Entgrenzungen ins unendliche Große und Kleine. Ungeplant, gewachsen und für diese Ausstellung zusammengewachsen als hermeneutischer Reigen über Bouqdib und das unendliche Thema Erinnerung. Zahlenreihen stellen sich uns in unterschiedlichen Manifestationen, zu dechiffrierende Codes und numerologische Versuchungen entgegen. Und die Frage nach dem ‚ontologischen‘ Zustand des Vorgefundenen (z.B. ob es Kunst ist, ein sakraler Gegenstand) stellt sich in unterschiedlichen Facetten der Arbeiten und prozessierten Formen.
Mehr Informationen zur Ausstellung und Werken
Zur Person El Arbi Bouqdib (1947-2016)
Raumplan und Werkliste
Ausstellungstext und Werkbeschreibungen
Pressemitteilung
